Neue Perspektiven mittels LED-Technologien

DIE ZUKUNFT DER Bildprojektion

 /  T. Ilg
LED-Technologien: Die Zukunft

Während man schon heute an jeder Ecke LEDs im herkömmlichen Kontext sieht, ist die Anwendung dieser Technologie in anderen Bereichen, allen voran der Filmbranche, noch recht neu. So haben sich stromsparende LED Scheinwerfer in der Filmbeleuchtung erst in den letzten Jahren großflächig durchgesetzt. Und vermehrt kommen LED Großbildwände in TV-Studios und an Filmsets zum Einsatz. Sie ersetzen dort klassische Bildschirmwände, Rückprojektionen oder Greenscreens. Und das aus gutem Grund.

Zunächst zur Theorie

Die Buchstaben von “LED” stehen im englischen für “light-emitting diode”, was als “lichtemittierende Diode” auf Deutsch übersetzt wird – eine Diode ist ein elektronisches Element, das Strom nur in eine bestimmte Richtung fließen lässt, während die andere blockiert wird. Wenn durch die Halbleiter-Bauelemente Strom fließt, entsteht Licht. Die erste LED, die entwickelt wurde, produzierte zuerst nur rotes Licht, erst später kamen weitere Farben des Spektrums dazu.

Reiht man Hunderttausende Leuchtdioden eng aneinander, so entstehen große Projektionsflächen, die sowohl vom freien Auge als auch von Filmkameras als Bild erfasst werden können und die alle bisherigen Methoden für Großbildwiedergaben übertreffen. Denn LED Wände lassen sich nahtlos in jeder Größe herstellen und bieten perfekte Wiedergabe von Farben und Schwarzwerten.

Essentielle Vorteile

Im Prinzip gibt es zwei Wege um eine Bildeinspielung in eine Film- oder Studiosituation bringen: Zum einen gibt es die Möglichkeit, eine Wand mit einer bestimmten Farbe durch die Bildeinspielung digital zu ersetzen. Man spricht von Blue- oder Greenscreen und meint im Prinzip den Wettermoderator, der/die sich vor einer blauen Wand „die Wolken vorstellt“. Das fertige Bild entsteht in der Nachbearbeitung. Der zweite Weg ist eine Bildprojektion direkt im Studio. Das fertige Bild entsteht also direkt in der Kamera.

Ein Bild direkt in die Szenerie zu bringen hat für Filmemacher zwei entscheidende Vorteile:

Zuerst sind da die Lichtverläufe auf Objekten, durchsichtige Elemente wie zum Beispiel Gläser und Reflexionen auf spiegelnden Flächen. Sie werden sozusagen „automatisch“ richtig abgebildet, da echte Lichtbrechungen in einem echten Raum passieren. Bei der Arbeit mit Greenscreens müssen derartige optische Phänomene oft erst mühsam in der Nachproduktion händisch am Computer simuliert werden, um dem Zuseher die perfekte Illusion zu geben.

Weiters ermöglichen moderne Echtzeit-Grafiken realistische Hintergründe zu erschaffen, die auf alle Kamerabewegungen reagieren. Verändert eine Kamera ihre Position, würde ein statisches Hintergrundbild augenblicklich die flächige Natur der Projektion preisgeben. Die Echtzeit Systeme sorgen dafür, dass sich der Hintergrund immer an die Kameraperspektive anpasst. Was für einen Beobachter im Raum wie eine seltsame Verzerrung aussieht, erzeugt aus der Sicht der Kamera die perfekte Illusion. In der Kamera. In einem Schritt.

Frühere Ansätze

Die Idee, ein Bild direkt am Filmset einzubinden, anstatt es im nach hinein einzuarbeiten, ist freilich nicht neu.  Schon früh in der Filmgeschichte wurden Filmaufnahmen im Hintergrund von Schauspielerinnen und Schauspielern im Studio eingespielt – doch war der Unterschied zur Wirklichkeit stets unübersehbar.

Ein schönes und oft referenziertes Beispiel der früheren Rückprojektion ist der Film „Über den Dächern von Nizza“. Selbst im nachstehenden Bild lässt sich der Unterschied zwischen Studio und Kulisse leicht erkennen.

LED Filmtechnologie
LED Filmtechnologie
LED Filmtechnologie

Filme „Über den Dächern von Nizza“ und „The Mandalorian“.

Filmproduktion im Wandel

Rückprojektionen wurden später mehr und mehr durch Blue- und Greenscreenverfahren ersetzt, die bessere Ergebnisse lieferten, aber die Verbindung von Vorder- und Hintergrund in die Nachbearbeitung verlagerten. Heute ergänzen LED-Projektionsflächen diese modernen Techniken und lassen das (beinahe) fertige Bild wieder in der Kamera entstehen. Vorreiter und bisher erfolgreichste Produktion, bei der voll und ganz auf eine LED-Wand gebaut wurde, ist die Disney-Serie „The Mandalorian“, ein „Spin-Off“ der beliebten „Star Wars“ Saga. Mit über 70 Millionen LEDs wurde für den „The Mandalorian“ eine Projektionsfläche errichtet, die insgesamt fast 350 Quadratmeter erfasst. Mit anderen Worten: Schon während des Drehs konnten fast 350 Quadratmeter Fläche für eine dem Endprodukt möglichst identische Umgebung verwendet werden.

Live am Filmset

Die Erzeugung einer deutlich besseren Arbeitsumgebung am Filmset ist selbsterklärend: Schauspielerinnen und Schauspieler versetzen sich in ihre Rolle besser, wenn die Umgebung schon passend gestaltet ist.

Summa summarum

 

Visuelle Inhalte begeistern: LED Projektionsflächen sind flexibel und dynamisch – sie passen sich an jede Situation physisch und digital an – vom Nachrichtenstudio bis zum Filmset. Ein Meilenstein in der Filmproduktion, der uns wohl noch lange begleiten wird.

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